NACHTMUSIK (TEIL 1): IN DER STILLE DER NACHT

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Experimente mit einem Instrument zur Imitation von Vogelstimmen (Foto: Ursula Kaufmann/Stiftung Klavier-Festival Ruhr)

Übersicht

Zeitbedarf

1 bis 2 Schulstunden

Inhalt und Ziele

  • aus der Stille heraus mit Klängen eine besondere Atmosphäre schaffen
  • konzentriertes Zuhören
  • musikalische Strukturen gestalten und differenziert wahrnehmen (nächtliche Klänge im Vordergrund und eine Begleitung als Hintergrund)

Material und Vorbereitung

  • eine Auswahl an Schlaginstrumenten mit unbestimmter Tonhöhe (nach Möglichkeit je zwei gleiche Instrumente, z.B. 2 Klanghölzer, 2 Guiros etc.
  • 1 Metallophon oder 5 „Chime Bars“ mit den Tönen F, Fis, G, Gis und A

    (Damit die Kinder sich besser orientieren können, empfiehlt es sich, bei einem Metallophon die restlichen Klangstäbe zu entfernen.)

  • Falls Sie nicht über vollständig chromatische Instrumente verfügen, sind auch die Töne F, Fis, G, A und B möglich.
  • Präparieren Sie die benötigten Instrumente vor Beginn der Unterrichtsstunde und lagern Sie diese griffbereit.

Ablauf

Die Einheit beginnt mit einer Diskussion über das Thema „Nacht‟: „Stellt Euch vor, ihr wäret nachts allein im Wald. Wie würdet ihr euch fühlen? Was würdet ihr hören?‟ etc.

Tipp: Weitere Möglichkeiten

Dieses Projekt eignet sich, um auch fachübergreifend zum Thema „Nacht‟ zu arbeiten: Die Schüler*innen könnten zum Beispiel im Deutschunterricht kurze Nacht-Geschichten oder Nacht-Gedichte schreiben, das Thema im Sach- oder Kunstunterricht bearbeiten...

Nacht-Klänge (Variante 1)

Die Kinder sitzen mit geschlossenen Augen auf dem Boden oder auf Stühlen.

  1. Nehmen Sie ein kleines, ungestimmtes Schlaginstrument (z.B. einen Holzblock) und wandern Sie durch die sitzenden Kinder, während Sie gelegentlich leise das Schlaginstrument spielen. Ziel ist es, eine Atmosphäre zu kreieren, die einer stillen Nacht im Wald ähnelt, in der man nur ab und an ferne Geräusche hört.
  2. Geben Sie einem Kind A einen Holzblock (bzw. das gleiche Instrument, das Sie spielen). Die anderen Kinder sollen ihre Augen weiterhin geschlossen halten. Laden Sie Kind A dazu ein, sich mit offenen Augen ebenfalls leise durch den Raum zu bewegen und Ihnen instrumental zu antworten: Sie spielen etwas auf der Holzblock, Kind A antwortet auf seinem Instrument. Nach kurzer Stille spielen wieder Sie, Kind A antwortet usw.
  3. Zwei weitere Kinder bekommen ein Schlaginstrumentenpaar (z.B. je ein Guiro). Auch diese Kinder bewegen sich leise durch den Raum, während sie in einen musikalischen Dialog treten: Ein Kind beginnt mit dem Spielen, das andere antwortet usw. Bitten Sie die Kinder, genau zuzuhören und nur dann zu spielen, wenn sie keine anderen Klänge hören. Wenn möglich, sollten die restlichen Kinder der Gruppe ihre Augen immer noch geschlossen halten.
  4. Ein weiteres Schülerpaar beteiligt sich mit einem dritten Instrumentenpaar an dem Prozess.

Nacht-Klänge – Dialog der Instrumentenpaare

Kommunikation mit Gesten statt mit Worten

Tipp: Kommunikation ohne Worte

Um ein besondere Atmosphäre der Konzentration zu schaffen, empfiehlt es sich, am Anfang möglichst wenig zu sprechen und die Kinder stattdessen gestisch anzuleiten. Bei unserem Nachtmusikprojekt mit Schüler*innen der Grundschule Sandstraße aus Duisburg-Marxloh hatten wir das Glück, den Eröffnungsworkshop in den Räumlichkeiten des Lehmbruck Museums durchführen zu können. Aber natürlich ist es auch möglich, das gesamte Projekt in der Schule zu veranstalten.

Nacht-Klänge (Variante 2)

Die Kinder sitzen in einem Kreis mit dem Rücken zum Kreismittelpunkt, d.h. alle Blicke sind nach außen gerichtet.

  1. Geben Sie zwei Kindern, die sich ungefähr gegenübersitzen, das gleiche Instrument (zum Beispiel jeweils ein Paar Klangstäbe). Bitten Sie Kind 1, anzufangen. Dieses Kind spielt ein kurzes Motiv auf den Klangstäben. Kind 2 versucht das Gehörte möglichst exakt zu imitieren. Da die Kinder sich nicht sehen können, müssen sie besonders gut aufeinander hören.
  2. Zwei weitere Kinder bekommen ein anderes Instrumentenpaar und dürfen mitspielen. Für sie gelten die gleichen Regeln. (Wenn beide Paare manchmal gleichzeitig spielen, ist das nicht weiter schlimm.)
  3. Nach und nach dürfen weitere Paare mitspielen. Je mehr Kinder mitspielen, desto konzentrierter müssen sie sein, um ihre(n) Partner*in spielen zu hören und das Gehörte exakt nachspielen zu können.
    Wichtig: Vergeben Sie kein Instrumentenpaar doppelt.
  4. Bitten Sie die Kinder, ihre Rollen zu tauschen: Der anführende Spieler wird zum nachspielenden, der nachspielende gibt nun das Motiv vor.
  5. Wenn alle Kinder verstanden haben, wie das Imitationsspiel funktioniert, können Sie mehrere Kleingruppen bilden (pro Gruppe 2 oder 3 Instrumentenpaare). Jede Gruppe hat die Aufgabe, ein kurzes Stück nach dem Imitations-Prinzip zu entwickeln. Es sollte leise und mysteriös klingen.
  6. Am Ende der Gruppenarbeit spielen sich die Gruppen ihr erfundenes Stück gegenseitig vor.

Eine Begleitung für die Nacht-Klänge

  1. Bilden Sie eine Gruppe mit 5 Kindern und setzen sie diese um das bereits präparierte Metallophon. Jedes Kind erhält einen Schlägel und einen der fünf Töne des Metallophons zugewiesen. Arbeiten Sie mit Chime Bars, erhält jedes Kind eines davon.
    Die erste Aufgabe ist ganz einfach: Ein Kind nach dem anderen spielt seinen Ton.

Die Bausteine der Begleitung – auch mit 4 Tönen lässt sich arbeiten...

  1. Erklären Sie, was gemeint ist, wenn wir im Bereich der Musik von „Begleitung‟ sprechen:

    Es gibt unterschiedlichste Formen von Begleitung. Eine Begleitung kann z.B. eine Art „Hintergrundmusik‟ sein, die eine Melodie trägt und unterstützt (z.B. kann eine Band einen Solosänger/eine Solosängerin begleiten, ein Klavier ein solistisches Instrument...).

    Aus den wenigen Tönen, die Kinder gerade gespielt haben, lässt sich eine Begleitung entwickeln.

  2. Fordern Sie die Kinder der Fünfergruppe auf, eine Begleitung zu den verschiedenen Nacht-Klängen (Variante 1 oder 2) zu entwickeln. Die Begleitung sollte sehr leise sein und den Hintergrund für die auf den Instrumentenpaaren erzeugten Nachtgeräusche bilden.

    Dabei können folgende Regeln hilfreich sein:

    • Die 5 Kinder der Begleitungsgruppe spielen ihre Töne immer in einer anderen Reihenfolge. Die Schüler*innen sollen selbstständig eine Lösung finden, wie dieser ständige Wechsel der Reihenfolge organisiert werden kann.
    • Der erste Ton der Begleitung ist immer lauter als die restlichen vier Töne.
    • Die Begleitungs-Gruppe wartet nach einem Durchgang der 5 Töne immer ca. 3 Sekunden, bevor sie erneut spielt.

Pausen als wichtiger Bestandteil der Begleitung

    • Die Begleitungs-Gruppe spielt durchgehend, während die atmosphärischen Nacht-Klänge von den restlichen Kindern gespielt werden.

Kombination der verschiedenen Elemente zu einem gemeinsamen Musikstück

Nachdem die verschiedenen musikalischen Elemente (die Imitationsspiele auf den Schlaginstrumenten sowie die Begleitung) in der Kleingruppenarbeit entwickelt und geprobt worden sind, können die Kinder diese zu einem gemeinsamen Musikstück zusammenfügen. Ziel ist es, unterschiedliche Möglichkeiten auszuprobieren und zu diskutieren. Hierzu einige Tipps:

  1. Während der Aufführung ist es nicht erlaubt zu sprechen.
  2. Besonders wichtige Momente sind der Anfang und das Ende eines Stückes: Wie soll die „Nachtmusik‟ beginnen? Und wie lässt sich ein überzeugendes Ende finden?
  3. Nehmen Sie das gesamte Stück auf, sofern die Möglichkeit besteht. Während des Musizierens sind Kinder meistens mit dem beschäftigt, was sie selbst spielen. Die Aufnahme ermöglicht ihnen, das entstandene Musikstück als Ganzes wahrzunehmen und seine Wirkung zu beurteilen.
  4. Diskutieren Sie mit den Kindern über ihre Nachtmusik: Was gefällt ihnen an dem Stück? Gab es Schwierigkeiten? Wie könnte man das Stück noch verbessern oder weiterentwickeln?

Höraufgabe

Nach Abschluss der praktischen Arbeit können Sie den Kindern die Anfangspassage (Takt 1 bis 16) von Bartóks Komposition „Klänge der Nacht‟ vorspielen (ca. die ersten zwei Minuten in der interaktiven Partitur). Welche Ähnlichkeiten erkennen die Kinder zwischen ihrer Nachtmusik und Bartóks Klavierstück? Welches der beiden Stücke bevorzugen sie und warum?

Auf den Seiten Nachtmusik (Teil 2) und Nachtmusik (Teil 3) erhalten Sie Anregungen, wie sich das begonnene Stück weiterentwickeln lässt. In diesem Fall ist es auch möglich, das Bezugswerk von Bartók erst ganz am Ende des Nachtmusik-Projekts anzuhören.

Die anderen Teile des Projekts