Im Schaffen György Ligetis (1923–2006) nimmt das Klavier eine zentrale Stellung ein. Zu Beginn der 1950er Jahre entwickelte der ungarische Komponist in der Klaviersammlung Musica ricercata die Grundlagen einer eigenen musikalischen Sprache. Zwischen 1985 und 2001 schrieb er dann 18 hochvirtuose Klavieretüden, die zu den Höhepunkten der Etüden-Komposition im 20. Jahrhundert zählen und zugleich ein Kompendium seines späten Schaffens darstellen.
Auf den folgenden Seiten führt Sie Pierre-Laurent Aimard durch ausgewählte Etüden und Stücke aus Musica ricercata. Die multimedialen Partituren umfassen neben einer Videoeinspielung des jeweiligen Werks Einführungen und Interpretationshinweise, Filmsequenzen aus Meisterkursen sowie bisher nicht veröffentlichte Anmerkungen und Erläuterungen des Komponisten. Grundlage der Online-Partitur ist die bei Schott Music erschienene Druckausgabe der Werke.
Étude 2: Cordes à vide
Ligetis Klavieretüden stehen in vielfältiger Beziehung zur Klaviermusik des 19. und 20. Jahrhunderts. Bei „Cordes à vide“ („leere Saiten“) zeigt sich der Traditionsbezug in der Idee, ein bestimmtes Intervall ins Zentrum einer Etüde zu stellen. Wie der sprechende Titel andeutet, wählt Ligeti die Quinte – jenes Intervall, in dem die leeren Saiten vieler Streichinstrumente gestimmt sind.
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Seine achte Klavieretüde hat György Ligeti mit dem ungarischen Wort für Metall – „Fém“ – überschrieben. Das rhythmisch pulsierende Stück spiegelt die intensive Beschäftigung des Komponisten mit Musik aus Afrika, aber auch sein Interesse für die amerikanische „Minimal Music“.
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Die zwölfte Klavieretüde „Entrelacs“ hat Ligeti für Pierre-Laurent Aimard geschrieben. Gefordert sind hier nicht nur ein Höchstmaß an manueller Kontrolle, sondern auch ein untrügliches Gespür für Klangfarbe und eine außergewöhnliche Wahrnehmungsfähigkeit. Mit seinen zehn Fingern spielt der Pianist bis zu sieben verschiedene Schichten, die jeweils eine eigene Geschwindigkeit, Dynamik und Klangfarbe haben.
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Die Idee einer unermüdlichen, aber vergeblichen Anstrengung hat György Ligeti in seiner Étude Nr. 13 musikalisch in Szene gesetzt. Der Titel „L’escalier du diable“ („Die Teufelstreppe“) verweist dabei sowohl auf die Endlostreppen des niederländischen Graphikers Maurits Escher als auch auf die unter dem Namen „Devil’s staircase“ bekannt gewordene mathematische Funktion.
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Das Eröffnungsstück von Musica ricercata zeigt auf eindrucksvolle Weise, welche produktiven Kräfte aus einer radikalen Selbstbeschränkung erwachsen können. So begrenzt der Komponist hier sein musikalisches Material – mit Ausnahme des Schlussklanges – auf einen einzigen Ton: die Note a.
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Musica ricercata Nr. 3 ist ein frühes Beispiel für Ligetis humoristische Ader und sein Faible für das Groteske. Das einminütige Stück, das mit vier Tönen auskommt, ist eine parodistischen Invention über die beiden Tongeschlechter Dur und Moll.
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Musica ricercata Nr. 5 ist ein instrumentaler Klagegesang. Das ausdrucksgeladene Stück ist es eines der frühsten Zeugnisse für Ligetis musikalische Auseinandersetzung mit dem Tod und spiegelt zugleich sein schöpferisches Interesse an der Volksmusik Osteuropas.
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György Ligeti war zeitlebens von der Idee fasziniert, imaginäre musikalische Räume zu erschaffen. In Musica ricercata Nr. 7 wird dieses kompositorische Spiel mit illusionären Raumwirkungen erstmals konsequent erprobt. So scheinen sich die beiden Hände des Pianisten in verschiedenen Räumen zu bewegen.
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Die Musik entdecken
Étude 13:
L’escalier du diable
Étude 12:
Entrelacs
Étude 2:
Cordes à vide
Musica ricercata Nr. 1
Musica ricercata Nr. 5
Musica ricercata Nr. 3
Musica ricercata Nr. 7
Étude 8: Fém
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